Geschichte


Im Jahr 2014 wurde das 850-Jahr-Jubiläum der Kirchweihe der Basilika Seckau gefeiert. 2018 gedenkt die Diözese Graz-Seckau ihrer Gründung vor 800 Jahren. Seckau blickt somit auf eine jahrhundertelange bewegte Geschichte zurück. Trotz mehrfacher Zerstörung und zwei Zeiten der Aufhebung konnte das Kloster auf der Hochebene von Seckau immer wieder neu erstehen. Heute zählt es zu den ältesten und kostbarsten Kulturjuwelen der Steiermark.

1863 Beruoner Benediktiner

Im Kulturkampf unter Bismarck wurden die Benediktiner von Beuron (Hohenzollern in Baden- Würtenberg) 1875 ausgewiesen und fanden Zuflucht unter Kaiser Franz Joseph in Volders (Tirol). 1880 schenkte der Kaiser sein Eigenkloster Emmaus in Prag den Mönchen. Da die Gemeinschaft rasch wuchs, dachte man an eine Neugründung. Die Grazer Prälaten Alois und Johann Karlon lenkten den Blick der Benediktiner auf das verödete Stift Seckau, das unter der Verwaltung der Vordernberger Radmeister- Kommunität stand.

1883

Das Stift wurde von den Beuroner Mönchen käuflich erworben. Am Fest Maria Geburt, am 8. September, konnte das klösterliche Leben nach 101 Jahren wieder feierlich beginnen. Nun widmete sich die junge Gemeinschaft dem inneren- sowie dem äußeren Aufbau des Kloster.

1886

Am 26. Mai stürzte der Nordturm der Kirche ein und zerstörte einen Teil des Nordtraktes. Ein schwerer Schlag für das kaum erstandene Kloster. Die Mönche entschieden sich zu bleiben und bauten die Kirchtürme im neoromanischen Stil wieder auf. 

1887

Am 3. Juli verkündete Fürstbischof Johann Zwerger die Erhebung des Klosters zur exemten Abtei durch den Heiligen Stuhl. Erzabt Maurus Wolter gibt der jungen Abtei den 1. Abt: Ildefons Schober. Gemäß seinem Wahlspruch "Funda nos in pace" (Gründe uns in Frieden) ging er mit großer Energie und Umsicht an den Neuaufbau. Die Rettung des altromanischen Domes ist der Tatkraft des Abtes zu verdanken. Unter seiner Leitung erreichte das Kloster seinen Höchststand mit 103 Mönchen (Chormönche und Laienbrüder). Für die benediktinsche Konföderation war er 1895 als Visitator der portugiesischen Benediktinerklöster tätig und wurde von 1896 bis 1902 zum Generalsuperior der Missionsbenediktiner von St. Ottilien ernannt. In seiner Zeit in Portugal lernte er auch die Selige Sr. Maria Gräfin Droste zu Vischering kennen, die ihn zum geistlichen Begleiter erwählte. 

1893

Vollendung der neuen Kirchtürme im Westen, sowie Erweiterung der Kirche um 2 Joche im Osten für die liturgischen Erfordernisse der Mönche. Die Kirche wurde in ihrem Erscheinungsbild zur Romanik rückgeführt, ein neuer Baldachinaltar, das Chorgestühl und weitere Altäre wurden geschaffen.

1908

Abt Ildefons Schober wird als Erzabt an die Spitze der Kongregation nach Beuron berufen. Die Gemeinschaft wählte Abt Dr. Laurentius Zeller, der bis dahin als Dogmatikprofessor in San Anselmo/ Rom wirkte, als neuen Abt.

1922

Wiederbesiedelung der Abtei St. Matthias in Trier durch Abt Laurentius und einen Teil der Mönche. Abt Laurentius resignierte 1925 zugunsten der Abtei St. Matthias als Abt von Seckau. Er wirkte einige Jahre als von Rom eingesetzter Visitator der österreichischen Benediktinerkongregation. Schließlich übernahm er auf Bitten der brasilianischen Benediktiner, wie des Papstes Pius XI., die Leitung der dortigen Kongregation. Er starb als Titularbischof, dem das Missionsgebiet am Rio Branco anvertraut war.

1925

Als 3. Abt ging aus der Wahl Abt Suitbert Birkle hervor. Er wirkte zuvor am Benediktinerkolleg San Anselmo in Rom und später in Brasilien. In den fünf Monaten seiner Abtszeit wirkte er beinahe Übermenschliches. Unter ihm entstand aus der Brüder- u. Oblatenschule das Abteigymnasium, das 1931 das Öffentlichkeitsrecht erhielt. Mit Hilfe von amerikanischen Wohltätern konnte er die wirtschaftliche Lage des Klosters verbessern, sein Herzensanliegen galt der Erneuerung der akademischen Jugend. Mitten in seinem Beten und Arbeiten nahm ihm der plötzliche Tod in Knittelfeld den Abtsstab aus der Hand.

1926

Als einer der jüngsten Mönche ging der in St. Matthias in Trier als Kaplan wirkende P. Dr. Benedikt Reetz aus der Wahl als 4. Abt hervor. Unter Abt Benedikt erlebte Seckau einen ungeahnten Aufstieg im inneren wie äußeren Aufbau. Er lies den Westflügel restaurieren, baute ein Elektrizitätswerk und nahm das päpstliche Dekret der Erhebung der Kirche zur "Basilika minor" entgegen. Sein Herzensanliegen galt der Erziehung der Jugend, ebenso strömten Studenten, Jugendgruppen, besonders  aus der "Neuland-Bewegung" nach Seckau, wo er ihnen aus dem Reichtum der Liturgie Gedanken zur Lebensbesinnung mitgab. 

1940

Am 8. April wurden die bereits umlaufenden Gerüchte bestätigt: Abt und 85 Mitbrüder wurden von der Geheimen Staatspolizei Graz der Steiermark verwiesen, das Kloster als staatsfeindlich vom Nationalsozialismus beschlagnahmt. 

1945

Nach fünf Jahren der Verbannung konnte Abt Benedikt mit den Mitbrüder am 8. September das Gotteslob feierlich anstimmen, am Tag der Wiederbesiedelung von Neu- Seckau im Jahre 1883.

1951

Eröffnung der Gold- und Silberschmiede durch den Mönch Br. Bernward Schmid (+ 2010), in der unzählige sakrale wie profane Metall- und Emailarbeiten hergestellt wurden. Auch bildete er viele Lehrlinge in der Kunstfertigkeit des Goldschmieds aus.

1957

Nach 31 Jahren als Abt von Seckau wurde Abt Benedikt am 18. Juli als Erzabt in das Mutterkloster Beuron berufen. Aus der Wahl ging als 5. Abt Dr. phil. Placidus Wolf hervor. Unter seiner Amtszeit wurde der Westflügel renoviert, der Zellenplatz mit der Mariensäule erneuert und die neue Orgel auf der Westempore geweiht. Im Jahr 1964 wurde von Clemens Holzmeister der Altarraum neu gestaltet. Der Baldachinaltar wurde entfernt und in die Kaiser- Jubiläumskirche nach Wien gegeben, ein schlichter Altar und Kathedra wurden geschaffen. Über dem Altar wurde das alte romanische Lettnerkreuz mit Ketten aufgehängt. 
Weiters wurde ab 1966 der Renaissance- Kreuzgang und der Kapitelsaal restauriert. 

1984

Als 6. Abt von Seckau geht aus der Wahl der Mönche Abt Athanas Recheis hervor. Unter seiner Amtszeit gelang es mit zahlreichen privaten Spendern und der Unterstützung von Land und Bund, das Kloster grundlegend zu sanieren. 

1997

Abt Athanas war bis 1997 in seinem Amt, auf ihn folgte Prior- Administrator P. Severin Schneider für drei Jahre. Er führte die Renovierungsarbeiten fort und mit dem Architekten Volker Gienke entstand die Schule in ihrem heutigen Erscheinungsbild. Ebenso wurde der Kloster- Innenhof offen und freundlich gestaltet. 

2000

Die Gemeinschaft postulierte Abt Dr. Johannes Gartner aus dem Benediktinerstift Seitenstetten zum 7. Abt von Seckau. Abt Johannes bemühte sich um die geistige Vertiefung unseres Klosters und konnte sich an einem verstärkten Zusammenwachsen von Pfarre und Abtei erfreuen. Unter seiner Leitung erholte sich die Wirtschaft der Abtei und Küche sowie Gnadenkapelle konnten renoviert werden. Mit dem Erreichen seines 70. Lebensjahres kehrte er nach 10 Jahren als Abt von Seckau in sein Heimatkloster zurück.

2010

Die Gemeinschaft wählte P. Johannes Fragner zum Prior- Administrator des Kloster. Unter seiner Amtszeit wurde im Jahr 2014 das 850jährige Kirchweihfest (1164) der Basilika gefeiert. Zum Jubiläum 800 Jahre Diözese Graz- Seckau (gegr. 1218) konnte die Basilika als ehemalige Kathedralkirche einer umfassenden Innenrenovierung unterzogen werden. Am 1. Adventsonntag 2017 wurde die frisch renovierte Basilika von Diözesanbischof Dr. Wilhelm Krautwaschl neu gesegnet und das Jubiläumsjahr eröffnet.

2020

Nach bereits neunjähriger Zeit als Prior-Administrator wählte der Konvent unter dem Vorsitz des Abtpräses Dr. Albert Schmidt (Beuron) Abt Mag. Johannes Fragner zum 8. Abt von Seckau. Abt Johannes leitet den Konvent von gegenwärtig 11 Mönchen und 1 Novize.

1140

Wahrscheinlich angeregt durch den Erzbischof Konrad I., stiftete Adalram von Waldeck 1140 nahe seiner Eigenkirche St. Marein bei Knittelfeld (Obersteiermark) das erste steirische Chorherrenstift.

In der Stiftungsurkunde vom 10. Jänner 1140 heißt es, Adalram habe die Stiftung vorgenommen, um Verzeihung seiner Vergehen und die Gnade der göttlichen Vatergüte zu erlangen.

1142

Bereits 1143 erfahren wir in einer Urkunde des Erzbischofs Konrad I. von der Verlegung der Stiftung Adalrams an einen geeigneteren Ort: in loco Seccowe dito (an einem Ort, der Seckau genannt wird). Der Grund der Verlegung war vermutlich, dass der bisherige Standort von allen Seiten zugänglich war und für die Stille des Klosterlebens keine Ruhe bot. Außerdem hielt die Hochebene von Seckau mit ihrem Sandsteinbruch wertvolles Baumaterial für die Errichtung eines neuen Klosters bereit.  

1143

Am 12. März 1143 bestätigt Papst Innozenz II. die Gründung des Stiftes und dessen Übertragung nach Seckau. Die Bauzeit der romanischen Stiftskirche erstreckte sich von ca. 1143/46 bis 1164.

Die Legende berichtet, dass der Gründer Adalram einen Edelhirsch weit hinein in jene dichten Waldungen verfolgte, welche sich auf jener Hochebene ausbreiteten, wo sich heute das Kloster erhebt. Ermüdet von der langen Jagd, legte sich Adalram unter einen Baum, um kurze Zeit auszuruhen. Plötzlich erhellte ein glanzvolles Licht den dunklen Wald und Adalram erblickte Maria mit dem Jesukind auf dem Arm. Dabei vernahm er den Ruf: "Hic secca!" (Hier fälle!) Er kehrte in den ersten Gründungsort zurück und teilte es dem Propst mit, der das Ereignis als Wink des Himmels sah. Sie begaben sich zu der Stelle wo der Baum stand, und als man ihn fällte, fand man darin jenes Marienbild, das sich heute noch in der Basilika befindet- das "Ursprungsbild" oder Seckauer Gnadenbild. Dies galt als Bestätigung für die Übertragung des Klosters, ebenso war der Ort ruhiger und der nötige Sandstein für den Bau der Kirche war in nächster Nähe.

1164

Am 16. September 1164 weihte der selige Hartmann von Brixen, ebenfalls ein Augustiner- Chorherr, die fertiggestellte romanische Kirche.
Wachssiegel des sel. Hartmann von der Altarweihe:

1218

Mit der Genehmigung von Papst Honorius III. errichtete der Salzburger Erzbischof Eberhard II. das Suffraganbistum Seckau, um seine Interessen auch in dieser Region vertreten zu können. Die Kirche wird zur Kathedralkirche und um eine Vorhalle vergrößert, die über Jahrhunderte auch als Gerichtsort verwendet wurde.

1259

Ein verheerender Brand verwüstet das Kloster, auch die romanische Holzdecke der Kirche fiel dem Brand zum Opfer. In der Folgezeit entstand ein gotischer Kreuzgang. Die Klosteranlage, vor dem Brand wahrscheinlich noch teilweise aus Holz bestehend, wurde wieder errichtet. 

1332

Am 17. Dezember verlieh Papst Johannes XXII. zu Avignon allen Gläubigen der Diözese Seckau unter bestimmten Bedingungen, wie der Verehrung des Gnadenbildes unserer Hausfrau von Seckau, einen Ablaß. Dies lässt auf eine bereits längere Verehrung schließen.
Im 14. Jahrhundert blühte Seckau neben Mariazell und Straßengel als Wallfahrtsort auf. Das alterwührdige Gnadenbild, die Nikopoia, auch "Ursprungsbild" genannt wurde besonders am "hübscher Mittwoch", das ist Pfingsdienstag, verehrt.

1460 - 1480

In diesen Jahren wüteten Pest, Heuschrecken und die Türken im Land. Die Türken verwüsten die Nachbarkirche St. Marein b. Feistritz, aber das Kloster bleibt auf wunderbare Weise verschont.

1590

1590 starb Erzherzog Karl II. von Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Triest und Istrien) und wird nach großem Geleit der Stände sowie der Bevölkerung, im Mausoleum der Seckauer Basilika beigesetzt. Bereits im Jahre 1572 ließ der Erzherzog aufgrund des Todes seines Sohnes mit den Bauarbeiten für das Grabmal beginnen.

1625 / 1628

1625 wurde der südliche Teil, 1628 der nördliche Teil des mächtigen Renaissancebaus mit dem dreistöckigen 100 m langen Arkadengang fertiggestellt.
Durch die ständige Türkengefahr ließen sich die Pläne zur Barockisierung der Kirche nicht verwirklichen. Für deren Abwehr verlangten die Landesfürsten riesige Summen vom Stift, so dass das Geld für den Umbau nicht aufgebracht werden konnte.

1782

Nach 640 Jahren wurde das Stift Seckau am 13. Mai von Kaiser Joseph II. aufgehoben und der Sitz der Diözese Seckau nach Graz verlegt. Es folgte eine Zeit des Verfalls. Die Bücher der Bibliothek und viele Kunstschätze wurden verschleppt, die romanische Pfarrkirche St. Jakob wurde abgerissen, mehr als ein Drittel der Stiftsanlage verfiel